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02.04.2017

Deutschland

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Wir sind jetzt in Deutschland!

20.03.2017

Good Morning Vietnam

  • Ninh Bình
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Die Kopfschmerzen von der Gehirnerschütterung wurden nur langsam besser. Da aber das Chinavisum sich dem Ende neigte und wir noch ein paar hundert Kilometer vor uns hatten, war keine Zeit zum pausieren. Die Temperaturen waren für den südchinesischen Winter recht hoch und erinnerten an einen schönen Sommertag in Deutschland. Die Landschaft war tropisch und die Schwüle und kleinen Hügel haben meinem Kopf fast zum platzen gebracht. Es hat nichts geholfen, mein Magen war sowieso schon angeschlagen von den Schmerztabletten der letzten Tage und uns blieb nichts anderes übrig, als ein anderes Transportmittel Richtung Grenze zu finden. Die einzigen Fahrzeuge die unseren Weg kreuzten waren Roller und kleine, aus Rasenmähermotoren gebaute Rikschas bzw. Minibusse, die nicht einmal genügend Platz für uns und die Räder gehabt hätten. Daher sind wir kurzerhand zurück ins Dorf gefahren um einen Pick-up zu finden, der bereit ist uns ein Stück zu bringen.

Mit Hilfe von vielen Zeichnungen und einer Übersetzungsapp konnten wir der Rezeptionistin im Hotel unsere Situation erklären. Sie schwang sich auf ihren Roller und kam mit einem Pick-up und zwei Fahrern im Schlepptau zurück, die uns für ihre Dienstleistung einen Preis anboten, mit dem wir das nächste Dorffest finanziert hätten. Zähneknirschend und etwas verzweifelt haben wir im Internet das chinesische Durchschnittsgehalt, Benzin- und Mautpreise ausfindig gemacht und konnten trotz eines großzügigen Dringlichkeitsaufschlag den Preis beinahe halbieren. Unsere Rechnung schien plausibel und unsere Fahrer waren trotz der Verhandlung glücklich, als wir ihnen am Zielort die mit Mao bedruckten Geldscheine frisch aus dem Automaten in ihre Hände drückten.

60km vor der vietnamesischen Grenze fanden wir uns also mal wieder in einer dieser chinesischen Millionenstädte wieder, die auf der Karte wie eine Kleinstadt aussehen. Weihnachten stand vor der Tür und unser ursprünglicher Plan war es, diesen Tag an einem schönen Strand zu verbringen. Das ist zwar nicht ganz aufgegangen, aber immerhin war unser Hotel nur wenige Meter von einer kleinen Bucht mit Industrieromatik entfernt. Meine Kopfschmerzen sind am Heiligabend beinahe abgeklungen und wir genehmigen uns ein chinesisch-englisches IPA am Hafenstrand und gehen danach eine chinesische Gänsekeule in unserer neuen Lieblingskantine essen. Das einzige weihnachtliche Anzeichen bestanden in 3 Euro teuren, importierten Äpfeln mit „Merry Christmas“ Aufdruck, „Kevin allein zu Haus“ im Fernsehen und der alljährlich blinkenden Beleuchtung chinesischer Städte.

Der 1.Weihnachtsfeiertag ist auch gleichzeitig der vorletzte Tag, den wir in China verbringen dürfen und wir machen uns trotz durchgehenden Regen auf den Weg zur Grenze. Immer wieder kommt das Wasser in Sturzbächen vom Himmel und vorbeiziehende Busse bespritzten uns mit Schlamm. Auf halber Strecke müssen wir durch einen Check-Point, der alle Fahrzeuge in Grenzrichtung kontrolliert. Ein Soldat bietet uns ein überdachten Unterschlupf und Snacks an und wir werden in unserer kleinen Pause zur Touristenattraktion aller haltenden Busse. Während die vietnamesischen und chinesischen Reisegruppen kontrolliert werden, müssen wir jedem Tourguide erklären was wir machen, was dann über das Mikro an die Passagiere weitergeleitet wird.

Auf die letzten Meter potenziert sich die chinesische Propaganda in den Dörfern ins unermessliche, während sich gleichzeitig die Architektur verändert. Die Gebäude werden kleiner und das erste mal seit Georgien sehen wir wieder Altbauten mit Stuck und verschnörkelten Balkons in allen erdenklichen Farben. Kurz vor der Grenze beschließen wir, noch eine Nacht in China zu bleiben um unserer Leidenschaft zum chinesischen Essen zu frönen. Wir suchen den größten Supermarkt und besorgen uns unsere lieb gewonnen Snacks wie zum Beispiel eingelegtes Trockenfleisch und Tofu, KitKat mit Grünteeextrakt, Reisstärkebälle gefüllt mit dunklen Sojabohnenmus, pflanzliche Cola mit Zahnpastageschmack und sonstiges Allerlei versehen mit dem typischen Chinagewürz.

Am nächsten morgen verzichten wir auf das obligatorische Abschiedsbier und machen uns auf dem Weg zur Grenze. Vor lauter Menschen konnten wir fast den Eingang nicht finden. Anders als in Kasachstan dürfen die Chinesen hier über die Grenze gehen. Wir dürfen uns an den ellenlangen Schlangen vorbeischieben, bis wir die Ausreisehalle erreichen wo wir von einem Grenzbeamten aufgehalten werden, der unsere Pässe vorab sehen will. Nachdem er einen Blick auf all unsere Stempel geworfen hat, werden wir mit Fragen bombardiert, die wir aufgrund der Sprachbarriere nicht verstehen. Während alle anderen Reisenden aus dem Land dürfen, müssen wir uns auf eine Bank am Rand setzen und warten. Da wir uns nichts vorzuwerfen haben, sind wir sehr entspannt und gespannt, was als nächstes passieren wird. Während wir warten können wir heraushören, das ihn das Iranvisum in unserem Pässen nicht gefällt. Wir finden das recht absurd, nicht nur weil wir im Begriff sind China zu verlassen, sondern unser chinesisches Visum sogar im Iran ausgestellt wurde. Etwa eine Stunde später, kann er über Funk nichts weiter erreichen und wir dürfen die Brücke hinüber nach Vietnam betreten. Diese ist randvoll und wir können uns nur mit Mühe durch die aufgeregten Reisenden durchdrängeln.

Auf der vietnamesischen Seite werden wir mit Freude beinahe durchgewunken und, im Land angekommen, begrüßen uns die herumstehenden Vietnamesen freundlich. Ein unglaublich rührendes Gefühl, nachdem man die meisten Chinesen doch eher als Xenophob beschreiben könnte. Wie schon bei der Einreise nach China, veränderte sich auch diesmal wieder alles hinterm Grenzzaun. Die Straßen sind schlechter, die Geschäfte spartanischer und generell ist alles deutlicher runtergekommen - wir mögen die Veränderung. Statt des Biers zum Abschied gibt es zur Begrüßung Kaffee. Nach Monaten mit Instant Kaffee, sind wir im siebten Himmel. Vietnamesischer Kaffee ist so stark, dass der Löffel in der Tasse stehen bleibt und die Zähne braun färbt, hat dabei aber ein volles schokoladiges Aroma und wird mit Zucker angedickter Kondensmilch getrunken. Dazu schmeckt er viel besser als die Zutaten es vermuten lassen.

Wir beschließen, uns ein Gästehaus zu suchen und die Stadt zu erkunden. Wir gehen auf den Markt, der mit all seinen Fischen und Muscheln in Eimern und Becken die Nähe zum Meer widerspiegelt und erfreuen uns an der neuen Architektur. Kaum ein Haus ist größer als 3 Etagen und hat dabei 3-6 Zimmer. Die unterste Etage ist gut einsehbar und bietet einen guten Blick ins vietnamesische Familienleben, denn hier befindet sich das Wohnzimmer und oftmals auch gleichzeitig ein Geschäft. In der Nacht wird dann das Wohnzimmer zur Garage umfunktioniert und alle Fahrzeuge finden hier Platz. Da in Vietnam nicht all zu viele Leute ein Auto besitzen, bleibt trotzdem noch genügend Platz für das Familienabendbrot zwischen dem Ahnenaltar und dem Fernseher, in dem lauthals eine der etlichen Soap Operas aus China, Indien oder Vietnam laufen.

Der Tag endet in Vietnam mit dem Sonnenuntergang um 18 Uhr und wir schlendern durch die leeren Gassen zurück zum Gästehaus, in dem wir unsere Vermieter aus dem Schlaf klopfen müssen. Nach dem langen Tag mit all den neuen Eindrücken haben wir trotz der brettharten Matratze einen tiefen Schlaf in unserem fensterlosen Zimmer. Mit Sonnenaufgang hören wir laute Musik auf den Straßen, an die wir uns in Zukunft gewöhnen werden. Jedes Dorf hat ein Radio, das morgens und abends etwa eine Stunde Musik spielt mit Unterbrechungen zu den tagesaktuellen Lokalnachrichten und freundlichen Erinnerungen an den Sozialismus. Das ist der Punkt, an dem für uns der Tag beginnt. Auf den Straßen ist bereits schon wieder Ruhe eingetroffen. Die Frühstücksläden haben schon längst wieder geschlossen, die Kinder sind in der Schule, die Geschäftsinhaber haben bereits alles aufgebaut und nur noch ein paar Baguetteverkäufer radeln durch die Straßen und versuchen ihre letzten Brote zu verkaufen.

Unser neuer Plan ist es, pünktlich vor Silvester am Strand zu sein. Obwohl wir ab sofort an der Küste bleiben, liegt noch ein Stück vor uns, bis wir tatsächlich das erste mal unsere Hängematten am Strand aufhängen können. Wir radeln durch üppig bewachsene Hügel und durchqueren kleine Dörfer die vor Cafes nur so strotzen. Wir genießen unsere täglichen Kaffeepausen und die freundlichen Zurufe vom Straßenrand. Langsam finden wir heraus, was die Preise für Lebensmittel sind und merken, wenn jemand uns versucht übers Ohr zu hauen. Auf einmal steht verhandeln auf der Tagesordnung. Das ist ganz und gar nicht unsere Spezialität, da wir immer das Gefühl haben, dass wir den kleinen Bauern am Straßenrand um sein Abendessen bringen. Das schlechte Gewissen steht aber auch immer der anderen Verhandlungspartie ins Gesicht geschrieben und in der Regel wird uns dann einfach nach der Bezahlung die doppelte Menge eingepackt.

Der Verkehr wird über die kommenden Tage immer dichter und das ununterbrochene Hupen aller Verkehrsteilnehmer wird immer normaler. Langsam können wir die alte Gewohnheit ablegen, bei jedem Hupen automatisch zu winken, denn nur in den seltensten Fällen ist es ein Gruß an uns und vielmehr ein Kommunikationsmittel. An Kreuzungen zum Beispiel heißt es: „Achtung, ich werde nicht bremsen.“ - wer lauter und länger hupt bekommt Vorfahrt. Dann gibt es ein Hupen, dass einem ankündigt, dass es eng wird und man etwas Platz machen muss, wenn man nicht im Straßengraben landen möchte, aber das nervigste aller, ist die reine Information darüber, dass man überholt, denn für uns bedeutet das, dass wirklich jeder Verkehrsteilnehmer ins Horn bläst.

Das Festland vor der Halong Bucht besteht aus Industrie und überfüllten, dreckigen Städten, sodass es uns direkt zum Fährableger zu den Inseln zieht. Als wir uns dem Ticketschalter nähern, sehen wir auf einmal mehr Langnasen als Vietnamesen. Aus Gewohnheit grüßen wir überglücklich die fremden Menschen und stoßen auf verwirrte Blicke. Das neue Klima unter den Reisenden ist recht verwirrend für uns und wir verbringen unsere Wartezeit lieber an einem abgelegenen Strand mit einem kühlen Bier und freuen uns darüber, dass die Hängematten genau zwischen die Palmen passen.

Auf der Insel angekommen müssen wir noch ein gutes Stück durch den Regenwald und über die Karstformationen radeln, bis wir in der Stadt Cat Ba ankommen. Es ist so touristisch wie lange nicht mehr und wir verstehen auf einmal, dass man gar nicht mehr jeden grüßen mag. Es gibt Bars, Burger und Fassbier - alles Dinge die wir auch vermisst haben. An Silvester treffen wir Tom, einen Radreisenden aus Holland, den wir seid Tajikistan immer wieder zufällig in Hotels oder Bars treffen, nur nicht auf dem Rad. Wir machen noch andere netten Bekanntschaften und sitzen auf einmal, mit 16 Partywütigen und ein paar Bierkästen, in einem Minivan auf den Weg zu einem abgelegenen Strand. Am Lagerfeuer sitzend zählen wir die Sekunden bis Null Uhr. Statt eines Feuerwerks geht die Beleuchtung eines Fischerbootes an und wir sehen zum ersten mal an diesem Abend, dass wir unter Palmen und zwischen Felsen in aller Abgelegenheit dem neuen Jahr zuprosten. Was für ein tolles Gefühl, 20 Monate nach dem Start unserer Reise, sind wir (fast) von der Nordsee bis zum Pazifik geradelt. Wir waren in Ländern, über die wir abgesehen von ihrer bloßen Existenz nichts wussten. Wir haben die Natur erlebt und sogar Berge lieben gelernt. Wir haben Tiere gesehen, die es zu Hause nicht mal im Zoo gibt und wurden Zeugen unglaublicher Gastfreundschaft. Der Silvesterabend hätte nicht schöner sein können.

Das neue Jahr begrüßt uns mit einer Lebensmittelvergiftung. Wir harren die Tage zwischen Schlaf und Toilette aus und eh wir uns versehen rückt die Arbeit näher. In Hamburg steht der Weltrekordversuch zum weltgrößten Kickerturnier an und unsere Software soll für einen reibungslosen Ablauf sorgen. Wir richten uns die Dachterrasse mit Meerblick zu unserem Büro ein und werden die neuen Mitbewohner unserer Vermieter. Ab und zu legen auch wir eine Zigarette auf den Ahnenaltar der bereits mit Vodka und Cola bestückt ist und Helfen unseren Vermietern mit ihrer Webseite. Die Familien auf Cat Ba können sich an uns erinnern und wir durchbrechen die Parallelwelt zwischen Touristen und Einheimischen. Die zurufe „Buy something“ oder „Have a massage“ werden zu vertrauten grüßen und wir treffen altbekannte Freunde wieder. Unsere Lieblingsradler Toni und Daniel aus Potsdam kommen uns besuchen und wir treffen Patrick ohne Manu, den wir auch schon seit dem Iran immer wieder treffen. Wir haben feuchtfröhliche Abende in unserer neuen Lieblingsbar und probieren Lachgas, das man in Luftballons an der Theke bekommt. Trotz kleinerer Eskapaden werden wir mit dem Kickertool fertig, sodass wir uns nun stolz Weltrekordhalter nennen dürfen.

Pünktlich zu TET, dem chinesischen Neujahr und dem größten Feiertag in Vietnam, verlassen wir Cat Ba Stadt vollgepackt mit Neujahrsleckereien von unseren Vermietern und erreichen pünktlich mit unserem ersten Platten das Woodstock. Ein recht abgelegnes Hostel mit Strand und wie es der Name sagt, alles ganz Hippie. Aus den Boxen dröhnt alte und neue Hippiemusik und wir genießen den Tag mit einem kühlen Bier in der Hand und in netter Gesellschaft. Letztendlich können wir doch noch unseren Frieden mit dem Tourismus schließen und können uns kaum lösen. Wir verbringen die Nächte in geselliger Runde am Lagerfeuer und schlafen in unseren Hängematten am Strand. Da wir TET nicht ganz verpassen wollen raffen wir uns doch noch auf und begeben uns Richtung Festland.

Auf den Straßen sehen wir noch viel freundlichere Gesichter als gewöhnlich und alle sind entspannt. Zumindest so lange sie in ihrem Familienkreisen sind. Wir müssen zwei Fähren nehmen um die Insel zu verlassen und jedes Mal artet das kaufen der Tickets in einen wahren Kampf aus. Roller, Autos und wir stehen eng aneinander gedrängelt am Schalter. Jeder will der erste sein und die Beifahrer steigen ab um im wahrsten Sinne über die wartenden Gefährte zu klettern. Wir verstehen die Hektik nicht, da die nächste Fähre erst in einer Stunde fährt, aber um selbst auch an die Tickets zu kommen, müssen wir uns genauso verhalten und drängeln und schubsen und ganz vietnamesisch durch die Mengen. Das gleiche Spiel beginnt mit der Ankunft der Fähre und in unserer gelassenen Genügsamkeit passen wir beinahe nicht mehr durch die Schleuse. Da wir früher da waren, als die meisten, die uns den Weg abgeschnitten haben, reicht ein böser Blick zum Aufpasser und nur mit größten Mühen können wir uns dann doch noch durch den Wartebereich kämpfen, um als letzte Passagiere aufzusteigen. Geradeso konnten wir unsere Vorderräder zwischen die Roller schieben, so das wir den semi legalen Bereich, mit dem Vorderrad auf der Tragfläche und mit dem Hinterrad auf der beweglichen Rampe, einnehmen konnten. Die Fahrt wird zwar ein wahrer Kraftakt, auf der runterhängenden Rampe, aber wir sind froh, dass wir es überhaupt auf die Fähre geschafft haben.

In der ersten Stadt angekommen suchen wir etwas verzweifelt nach einem Gästehaus, dass uns noch aufnimmt. TET verbringt man in Vietnam mit der Familie, das heißt, entweder sind die Gästehäuser zu oder ausgebucht. Eins dieser etlichen Gästehäuser, die man nach Stunde zahlt und die wenig Komfort bieten, hat dann doch noch ein freies Zimmer und das erste mal genießen wir unsere Verhandlung mit einer super-taffen Vietnamesin, die den Charme einer Ur-Hamburger Kneipenbesitzerin hat, um anschließend unser Zimmer ohne Fenster und mit bereits benutzter Bettwäsche zu beziehen. Auf der Suche nach Essen, folgen wir den entspannten Spaziergängern und landen in einem in Gassen versteckten Tempel. In den Bäumen hängen bunte Lampions und die Stimmung ist weihnachtlich selig. Das erste mal fühlen wir uns willkommen in einem Tempel. Es treiben sich reiche und arme herum und die Mönche winken uns herein und zeigen uns wie man richtig betet. Später essen wir endlich unsere langersehnte leckere Phở-Suppe, die normalerweise als typisches Frühstück schon vor 6 Uhr ausverkauft ist und trinken noch ein Bierchen mit einem alten Vietnamesen, der uns in die Kunst des Pfeife-Rauchens einweiht.

Die nächsten Tage auf dem Rad nach Ninh Binh sind genauso schön wie anstrengend. Jeder ist unglaublich nett und unser „Happy New Year“ Heliumluftballon am Fahrrad lädt alle vorbeifahrenden ein, uns Grüße auszurichten und ein kleines Schwätzen anzufangen. Wir radeln über Reisfelder und verstecken uns in den Pausen am Straßenrand um den Lärm zu entkommen und nicht jeden grüßen zu müssen.

In Ninh Binh angekommen genießen wir die Karstlandschaft und Reisfelder und besuchen Höhlen und Tempel, die vor vietnamesischen Touristen nur so strotzen. Noch bevor wir weiterreisen können ruft Helmuts Firma an, da sie ihn dringend in dem Projekt brauchen, an dem er vor der Reise gearbeitet hat. Da wir nun schon weit länger unterwegs sind als ursprünglich geplant und wir die Dringlichkeit der Bitte sehen können, sagt Helmut zu und wir suchen uns einen schönen Ort zum verweilen. Durch Zufall finde ich auch noch einen Job und kann von hier für die kommende Tischfussball WM in Hamburg an der Webseite arbeiten.

Wir haben viel Glück, denn wir finden über AirBnB das Dragon Boat Rock von Sabine. Eine Auswanderin aus Deutschland, die auf ihrem üppigen bewachsenen Grundstück zwischen Felsen und Reisfeldern zusammen mit Dung ein kleines Paradies geschaffen hat und dort ein paar Bungalows vermietet. Wir fühlen uns sofort wohl und beziehen unser neues Zuhause für die nächsten Wochen. Sabine hat viele Volunteers aus aller Welt, die ihr bei dem Bau von Möbeln und dem Gestalten der Bungalows helfen. Das Grundstück strotzt vor Kreativität und wir werden herzlich in der Familie aufgenommen. Immer wieder kommen neue Reisende vorbei und wir verbringen die Abende, nach getaner Arbeit, in gemütlicher Runde. Oben drauf gibt es gelegentliche Lagerfeuer mit Stockbrot und nach dem Abendbrot messen wir uns mit den Gästen beim Kickern auf dem ersten richtigen Kickertisch seit langem. Wir durften viele Freundschaften schließen und können uns kaum von hier trennen. Doch unsere Reise hat ihr Ende gefunden. Die letzten zwei Wochen wollen wir dann doch noch mal auf das Fahrrad steigen um, über einen großzügigen Umweg, die 80 Km nach Hanoi zurückzulegen.

22.02.2017
30.01.2017

7500 Km gefahren!

  • Huyện An Lão
  • 7503
  • 625d
  • 24°

7.500km! Das nenn ich mal einen wahren Zugvogel!

26.12.2016

Vietnam

  • Móng Cái
  • 7228
  • 590d
  • 22°

Wir sind jetzt in Vietnam!

25.12.2016
21.12.2016

Weiter gehts

  • 良庆区 / Liangqing
  • 7031
  • 585d
  • 19°

Unsere Arbeit ist getan und das heißt, wir können endlich weiter. Nach der willkommenen Pause konnten wir es nun kaum noch abwarten wieder in die Pedalen zu treten. An unserem vorletzten Abend haben wir Ming kennengelernt. Nachdem sie und ihre Mutter erfahren haben, dass wir ihre Provinz Sichuan schon bald verlassen werden, wollten sie uns unbedingt zum Essen einladen, damit wir die traditionelle Küche kennenlernen. Typisch für Sichuan ist der Hot Pot und der Sichuan Pfeffer. Der Pfeffer hat einen ganz eigenen Geschmack und lässt den gesamten Mund vor Schärfe kribbeln und taub werden. Bei Hot Pot handelt es sich um einen Topf gefüllt mit scharfer, fettiger Brühe, die auf einem Gasherd kochend mitten auf dem Tisch steht, während man sich selbst die verschiedensten Fleisch- und Gemüßespieße darin kochen kann. Da wir beides lieben und wir sowieso Essenseinladungen in der Regel nicht ausschlagen, haben wir uns also auf den Weg gemacht.

Im Taxi fragte Ming uns dann, ob wir Gehirn mögen. Natürlich wissen wird das noch nciht, haben ihnen aber gesagt, dass wir alles probieren werden. In diesem Augenblick konnte man ein hämisches Grinsen in ihren Gesichtern wahrnehmen und uns wurde bewusst, dass heute ein ganz besonderer Abend wird. Am Restaurant angekommen, wurde natürlich alles auf chinesisch bestellt und wir waren gespannt. Als Vorspeise gab es dann Hühnerfüße. Die einzige Sache die wir niemals probieren wollten, hat sich als erstaunlich essbar herausgestellt. Man beißt herzhaft ab und nachdem man die Haut und undefinierbares abgeknabbert hat, spuckt man die Knochen und Zehennägel wieder aus. Danach kam eine Reihe von Innereien. Allesamt recht zäh, aber dank der guten Gewürze trotzdem essbar. Ein bisschen Hot Pot haben wir auch noch bekommen und auf dem Weg nach Hause haben die Beiden dann noch an jedem Straßenstand gehalten und uns mit Lotusblütenbrei, schleimigen Stärkeeis, Minipfannkuchen und Frühlingsrollen vollgestopft. Zu Hause angekommen gab es dann noch Tabletten gegen den Durchfall, was ein schönes Beispiel für chinesischen Humor ist. Auch ohne Tabletten ist uns alles bekommen und wir sind stolz, dass wir so mutig waren.

Um China rechtzeitig vor dem Auslaufen des Visums zu verlassen, mussten wir noch ein letztes mal Zug fahren. Mit dem Nachtzug ging es also für uns von Chengdu nach Nanning, unser Hafen nach Vietnam. Der 27 stündigen Zugfahrt in einem Großraumabteil haben wir etwas entgegen gesehen, mussten aber feststellen, dass es mit Hörbüchern und einem großen Vorrat an Essen doch sehr erträglich war. An der vorbeiziehenden Landschaft konnten wir mit freudiger Erwartung sehen, was nun vor uns liegt. Fruchtbare rote Erde mit tropischen Fruchtbäumen und Bergen, die wie Eisberge aus der sonst recht flachen Umgebung emporsteigen.

Das Vietnam-Visum haben wir vor unserer Abfahrt per E-Mail beantragt und konnten es bereits einen Tag später bei dem Konsulat abholen. Als wir unser 30-tägiges Visum in der Hand hielten und uns erkundigen wollten, ob wir es bei Bedarf in Vietnam verlängern können, wurde uns zwar gesagt, dass es nicht möglich wäre, wir es aber hier direkt machen können. Unser brandneues Visum wurde also direkt bearbeitet und statt gestresster Blicke haben wir für Lachen im Konsulat gesorgt. Noch nie hatten wir ein so netten Behördengang auf unserer Reise.

Mit dem Wissen, das wir China nun ganz bald den Rücken kehren werden, haben wir uns noch mal ganz und gar dem chinesischen Essen hingegeben und uns an kleine Straßenstände getraut. Das Resultat: In China gab es bisher mit Abstand das Beste Essen auf unserer ganzen Reise - wir werden es vermissen und sind bereits am Überlegen wovon wir uns noch ein paar Vorräte zulegen werden.

Die Straßen sind mittlerweile voller Roller und geben ein Vorgeschmack an Vietnam. Es ist unglaublich leicht mit dem Fahrrad auf der Rollerspur mitzuhalten und der hiesige Stadtverkehr ist nur anstrengend, weil die Luftverschmutzung auf die Lungen drückt. Im nun haben wir Nanning verlassen und sind im Djungel. Wir können Bananen da Essen wo sie wachsen und sehen das erste mal Papaya-Bäume (oder Palmen). Wir sind gespannt welche tropischen Früchte noch unseren Weg kreuzen werden und vergessen glatt, über tropische Tiere nachzudenken, bis wir die erste große Spinne am Straßenrand sehen. Als uns bei der Schlafplatzsuche auch noch eine Schlange durch das dicht bewachsene Unterholz entflieht, beschließen wir, trotz angenehmen Temperaturen, lieber im Zelt, als in der Hängematte zu nächtigen.

Als die Abenddämmerung über uns kommt, kochen wir unsere letzten Buchweizen- und Kartoffelbreivorräte aus Kasachstan unter einer Pappelfeige - die Baumart unter der Buddha einst seine Erleuchtung hatte. Während wir die Stille genießen, die nur von ein paar Grillen und Fröschen unterbrochen wird, rekapitulieren wir unseren ersten Fahrtag und uns wird nochmal bewusst wieviel intensiver man ein Land mit seinem eigenen Gefährt, statt mit dem Bus/Zug, erlebet.

Am nächsten Tag hängt die Feuchtigkeit schwer in der Luft und man kann nur ein paar Hundert Meter weit gucken. Vor uns liegt ein Naturschutzgebiet an einem See, den wir ansteuern. Gerade als wir das Schild entdecken, rutscht mein Fahrrad auf einer riesigen Öllache aus, die die gesamte Straße bedeckt. Ich lege mich einmal seitwärts hin und lande mit dem Kopf in einer Ölpfütze. Nachdem der anfängliche Schreck vergangen ist, versuchen wir, mich mit Toilettenpapier weitestgehend von dem Öl zu befreien, als sich das Taschentuch auf einmal rot färbt.

Eine Platzwunde war das letzte was wir nach nur 5km gebrauchen konnten. Die Sachen voller Öl und der Kopf schmerzend, erkundigen wir uns nach dem nächsten Hotel, dass zum Glück nur 300 Meter entfernt liegt. Um in den Naturpark zu kommen, müssen wir nichtsdestotrotz Eintritt zahlen, was uns massiv ärgert, da ich vor den Augen der Eintrittshäuschenmitarbeiter hingeflogen bin und es mehr als offensichtlich ist, dass ich eine Dusche brauche.

Genauso unfreiwillig wie wir für den Eintritt zahlen, checken wir auch in das Hotel ein. Wir haben Glück, dass das riesige Ferienresort mittlerweile in seine Tage gekommen ist und können einen viel geringeren Preis zahlen, als man für diese Lage verlangen kann. Leider müssen wir schon wieder etwas pausieren und abwarten bis die Schmerzen abklingen. Der Seeblick, der von Palmen geziert ist, hilft zwar nicht, aber erhellt das Gemüt.

Am nächsten Tag machen wir einen vorsichtigen Spaziergang durchs Dorf, dass aus drei bebauten Straßen besteht. Die neuartigen Häuser sind recht runtergekommen und bestehen aus etwa 2 bis 3 Etagen. Wie üblich sind in der untersten Etage Garagen, die auf unterschiedliche Weisen genutzt werden. Man findet Restaurants, Shops, „Krankenhäuser“, ein Altersheim und Räume, in denen die Dorfgemeinschaft Karten oder Mahjong spielt. Das sonst so moderne China zeigt sich hier in einem ganz anderen Licht. Alles ist rudimentär und zeugt von Armut. An den Stellen, wo keine Häuser stehen sind kleine Gärten und Hühner- und Entenställe. Viele Hühner laufen wild durch die Straßen und daneben werden ihre Geschwister auf offenen Feuerstellen gekocht. Die Menschen wirken sichtlich deplatziert und wir sind uns sicher, dass es sich hierbei um ein Umsiedlungsprojekt handelt, wie wir es aus den Reportagen kennen, in denen kleine Dörfer für Großprojekte platt gemacht werden und den Bewohnern ein neues, „besseres“ Stadtleben versprochen wird. Tatsächlich wirken alle sehr glücklich, zumindest erfreuen sie sich an uns und lachen uns aus. Jeder grüßt uns und wenn wir bei der Alten-Damen-Gang unser Obst und Gemüse holen, fühlen wir uns wie beim Spießrutenlauf.

Mittlerweile geht es mir schon besser und morgen werden wir mal probieren weiterzufahren. Ich fühl mich zwar noch nicht 100-prozentig fit, aber unser China-Visum neigt sich dem Ende und wir müssen zusehen, dass wir rechtzeitig das Land verlassen.

Zu Besuch bei der School for Life

  • 良庆区 / Liangqing
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Hallo zusammen!

Hier ist nun endlich unser Gastbeitrag über den Besuch der School for Life in Chiang Mai. Ursprünglich wollten wir uns mit Sophia und Helmut in Chiang Mai treffen, was nun aber aufgrund ihrer Routenänderung leider nicht geklappt hat. Wir sind nun alleine hier gelandet und durften den Schulbesuch anstelle der beiden antreten und waren im Vorfeld natürlich sehr aufgeregt und gespannt, was uns in der Schule erwarten würde.

Am Donnerstag den 8. Dezember wurden wir um 13 Uhr von dem Volontärkoordinator Jannis, dem Communication Manager Mr. Jo und einem Fahrer in Chiang Mai abgeholt. Auf der Fahrt zur 45 Minuten entfernten School for Life gab uns Jannis erste Infos über die Schule. Dort angekommen wurden wir von der Schulleiterin Siriporn herzlich begrüßt und direkt in eine Art Freiluftaula gebeten, wo die Schülerinnen und Schüler bereits darauf warteten, den dritten Gästen an diesem Tage, also uns, eine Willkommenszeremonie abzuhalten. Diese bestand zunächst aus einem etwa fünfminütigen Trommeln der "Victorydrum" begleitet von rhythmischen Bewegungen der kleinen und großen Jungen, dem Vorsingen der Schulhymne und einer Begrüßung durch die Schulleiterin. Daraufhin sollten wir eine kleine spontane Ansprache halten, die Siriporn übersetzte. Wir erzählten von Helmut und Sophias Reise, ihrem Projekt, Geld für die School for Life zu sammeln, dass sie leider nicht persönlich kommen konnten und dass wir uns freuen, stellvertretend die School for Life kennenlernen zu dürfen. Anschließend wurde ein Gruppenbild gemacht, mit einem Banner, welches die Schülerinnen und Schüler gemalt hatten, mit der Aufschrift: "Thank You Sascha and Sophie for donation". Das war uns fast etwas peinlich, da dort andere Namen hätten stehen sollen, aber wir haben uns natürlich trotzdem sehr darüber gefreut. Mit so einer großen, herzlichen Zeremonie hatten wir nicht gerechnet und fühlten uns dadurch direkt sehr wohl in der School for Life.

Bei einem Rundgang zeigte uns Jannis das weitläufige, in Wälder des Königshauses gebettete Schulgelände. Auf diesem finden sich neben der Aula mehrere sogenannte Familienhäuser, in denen jeweils 20-30 der insgesamt 110 Schülerinnen und Schüler wohnen und auch jeweils von einer Lehrerin betreut werden; verschiedene Aufenthalts- und Klassenräume, verteilt über das Gelände; eine Kantine, in der jeden Tag ein anderes Familienhaus für das Kochen zuständig ist; ein Sportplatz, der nachmittags viel genutzt wird; ein Gästebereich mit mehreren Bungalows, in denen Besucher wie wir unterkommen sowie ein Coffeeshop, welche von Schülerinnen und Schülern in einer Art Schülerfirma betreut werden. Weiterhin gehört zur Schule eine Farm, auf der - je nach Finanzlage - Chili, Kartoffeln, Wasserspinat, Bananen, Knoblauch, Zitronengras und Papaya angepflanzt und beim Mittagessen verarbeitet werden. Zur Farm gehören auch Legehennen und Schweine, deren Unterkünfte in Zukunft jedoch noch modifiziert werden müssten, um dem Anspruch einer biologischen und nachhaltigen Landwirtschaft gerecht werden zu können. Leider fehlen, wie an vielen anderen Stellen im Schulleben, die finanziellen Mittel für die Umsetzung.

Da viele Schülerinnen und Schüler der School for Life keine finanziellen Möglichkeiten für ein Studium haben, werden viele von ihnen später vom Tourismus oder der Landwirtschaft leben. Die Ausbildung in diesen "Centers of Excellence", zu denen auch die Vermittlung von Wissen über traditionelle Medizin und Nahrungszubereitung, die Kultur der Bergvölker, internationale Kommunikation und neue Technologien gehören, ist daher wirklich eine "School for life". Das von Sophia und Helmut gesammelte Geld - 1065 Euro - wird in einen kleinen Trecker für die Farm investiert, der das Umpflügen der Felder erleichtern wird. Er kostet 2000 Euro. Eine Hälfte hierfür ist also über "Two in a Billion" zusammengekommen und die andere Hälfte wird von einem weiteren, bereits gefundenen, Sponsor ergänzt.

Jeden Donnerstag kochen Siriporn und ein Koch gemeinsam mit den fünf Volontären aus Deutschland, die bis zu einem Jahr an der Schule arbeiten, unter anderem als Englischlehrer. Wir durften uns anschließen und bekamen so einen Einblick, in die Zubereitung eines grandiosen thailändischen grünen Currys mit Tofu. Die Atmosphäre beim Essen war ausgesprochen nett und gesellig und als uns Siriporn anbot, noch eine weitere Nacht in der Schule zu verbringen, mussten wir nicht lange überlegen. Da wir an dem Nachmittag noch nicht so viel von den Schülerinnen und Schülern mitbekommen hatten und auch, weil wir eine kleine Katze namens "Babycat" schmusen konnten, freuten wir uns, noch mehr Zeit in der School for Life verbringen zu dürfen.

Freitagfrüh ertönte der Gong zum Morgenappell, die Nationalhymne singen, eine Minute meditieren und dem Hissen der thailändischen Flagge beiwohnen. Jeden Freitag tragen sie ihre jeweilige traditionelle Kleidung, die sich teilweise stark voneinander unterscheidet. Die Schülerinnen und Schüler kommen aus verschiedenen Bergstämmen, wie den Karen, Akha, Lisu, Hamong, Lahu und Thaiyai. Einige mussten aus Myanmar fliehen und haben für ihre jungen Jahre bereits tragische Lebensläufe. Zu Weihnachten werden viele Kinder zu ihren Familien fahren, einige möchten aber lieber in der Schule bleiben. So bedrückend dies ist, um so erstaunlicher war es zu sehen, was für eine fröhliche, gemeinschaftliche und harmonische Atmosphäre in der Schule herrscht. Die Kinder waren untereinander, zu den Lehrerinnen, den Volontären und uns so herzlich und fürsorglich, dass wir den Eindruck hatten, sie sind wirklich froh, an diesem Ort sein zu dürfen. Nach dem Morgenappell fand erneut eine Begrüßung von Gästen statt, diesmal in Form eines Blumentanzes. Die School for Life wurde in den letzten Wochen von Achtklässlern einer internationalen Schule aus Singapur besucht. An diesem Tag war die letzte Gruppe zu Besuch. Die Kinder verbrachten den Tag zusammen in verschiedenen Aktivitäten, denen wir beiwohnen durften: Kennenlern- und Sprachspiele, traditionelle medizinische Kräuterbälle herstellen, Samen im Feld aussäen, zusammen essen und Sport treiben. Regulärer Unterricht in den Klassenzimmern fand an diesem Tag daher kaum statt. Wir unterhielten uns mit zwei schüchternen thailändischen Lehrerinnen über ihren nie endenden Arbeitstag in der Schule und wurden von ihnen anschließend mit zum Wachteleierschälen fürs Mittagessen genommen. Abends saßen alle beim Lagerfeuer zusammen und sangen abwechselnd thailändische und internationale Lieder mit Gitarrenbegleitung. Für einen Jungen der School for Life wurde ein Geburtstagsständchen gesungen und ein kleiner Kuchen gebracht: Er schloss die Augen, hielt sehr lange inne und pustete sie bedächtig aus.

Den Samstagmorgen starteten wir mit dem Entfernen eines kleinen (ungefährlichen) Skorpions aus unserem Zimmer und einem gemeinsamen Frühstück mit den Volontären. Nachdem die Kinder aus Singapur verabschiedet wurden, stellten sich noch einmal alle mit einem von uns gemalten Bild ("Two in a Billion spenden 1064 Euro an die School for Life") für ein Foto auf, woraufhin uns plötzlich die Kinder, die kleinen und die großen, die Jungen und die Mädchen, umarmten und danke sagten. Das war total rührend und ein schöner Abschied, denn ein paar Stunden später wurden wir wieder zurück in die Stadt gefahren.

Wir sind sehr dankbar, dass wir Helmut und Sophia vertreten durften, und zählen den Besuch der School for Life zu den Highlights unserer Reise. Abschließend bleibt uns nur zu sagen, dass die School for Life ein wunderbarer Ort ist, an dem Kindern ein Zuhause und eine Perspektive gegeben werden. Die ganzen Umarmungen, Dankesbekundungen und auch unser eigenes Dankeschön möchten wir gerne an alle Spender weiterreichen. Fühlt euch gedrückt.

Sophie & Sascha

10.12.2016

28 faule Tage!

  • 锦江区 (Jinjiang)
  • 6990
  • 574d
  • 14°

Seit 4 Wochen keine Fortbewegung? Habt ihr es euch etwa häuslich gemacht?

07.12.2016

Update: Spende!

  • 锦江区 (Jinjiang)
  • 6990
  • 571d
  • 13°

Morgen ist es endlich soweit.

Unsere spontane Planänderung war kein Problem für die Organisatoren der "School for Life" und, dass Sascha und Sophie, anstelle von uns, vorbeikommen werden auch nicht. Die Organisatoren haben sich schon mal in Voraus, mehr als einmal, bedankt und finden diese Art der transparenten Spende super. Soviel können wir schonmal sagen: Hinter dem School for Life Team stecken sehr sympathische Leute und die Kommunikation zwischen allen - d.h.: von China nach Berlin, zurück nach Thailand und wieder nach China und Vietnam - war problemlos und erstaunlich schnell.

Wie es der Zufall so will, ist gerade der Gründer der Schule vor Ort und wir sind uns sicher das Sascha und Sophie viele interessante Eindrücke bekommen werden. Morgen werden sie in Chiang Mai abgeholt und fahren dann gemeinsam nach Doi Saket, wo sich die Schule befindet. Sie wurden sogar eingeladen, in der Schule zu übernachten, was sie natürlich auch tun werden. Wir sind aufgeregt, traurig und ein bisschen neidisch auf die Beiden.

Wir sind total glücklich, dass wir mit euch zusammen diese 1000 Euro sammeln konnten und sind sicher, dass sie in guten Händen landen. Falls sich noch jemand bis zum Schluss unsicher war, ob er das Projekt auch unterstützen möchte, ist heute der letzte mögliche Tag, da wir morgen das Geld überweisen werden. An dieser Stelle wollen wir nochmal darauf hinweisen, dass diese Spende in Deutschland sogar von der Steuer abgesetzt werden kann.

05.12.2016

Ein Ende in Sicht

  • 锦江区 (Jinjiang)
  • 6990
  • 569d
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Langsam aber sicher neigen sich unsere Ersparnisse dem Ende zu und wir müssen der Wahrheit ins Auge schauen: Unsere Reise wird bald Enden. Uns war zwar von Beginn an klar, dass es ein Ende geben wird und mittlerweile sind wir schon länger unterwegs als geplant, aber irgendwie kommt es nun doch ganz überraschend. Sogar so unerwartet, dass wir nicht mal mehr bescheid sagen konnten, dass wir nun der „School for Life“ immer näher kommen, für die wir, Dank eurer Hilfe und überraschend viel anonymer Spenden, die stolze Summe von 1.000 Euro gesammelt haben. Damit haben wir das Spendenziel zwar verfehlt, aber das macht ganz und gar nichts, da der Betrag doch eher aus der Luft gegriffen war. Wir haben uns damals an den benötigten Spenden für die Anschaffung von Solarenergie orientiert. Diese wurden im Laufe der Zeit allerdings schon anderweitig gesammelt. Zur Zeit sammelt die Schule für Landmaschinen für die Selbstversorgung, die Renovierung der Waschräume und Toiletten, Internet-Zugang, Fenster für die Klassenräume und einen Traktor um der Unabhängigkeit einen Schritt näher zu kommen. Solange wir helfen können, ist es uns eigentlich egal, für welche dieser Baustellen unsere Spende genommen wird.

Nun haben wir allerdings ein Problem, bei der Schule tatsächlich vorbeizufahren, da sie im Norden Thailands liegt. Das liegt zwar ungefähr auf unserer Strecke nach Bangkok, aber leider wissen wir gar nicht, ob wir es finanziell überhaupt bis in Thailands Hauptstadt schaffen werden. Wir haben mittlerweile unser Tagesbudget weit nach unten korrigiert, müssen aber trotzdem damit rechnen, dass wir ab Anfang des neuen Jahres jederzeit in den Flieger steigen müssen. Da wir natürlich unsere treuen Gefährten mit nach Hause nehmen möchten, müssen wir einen Flug nehmen, der mit nur einer Airline durchgeführt wird. Solche Flüge gibt es weder in Laos, noch in Nordthailand, dafür aber in Vietnam. Damit steht für uns jetzt fest, dass wir uns mit einer letzten Zugfahrt in China der vietnamesischen Grenze nähern. Das hat so einige Vorteile: Wir müssen uns nicht durch die Ausläufer des Himalayas kämpfen, können in das Land dessen Landesküche auch zu Hause zu unseren Lieblingsessen gehört und wir werden nochmal das Meer sehen. Nachdem wir nun lange in Bergen und Steppen waren, ist es genau der Ort, wo es uns gerade hinzieht.

Trotzdem haben wir die „School for Life“ nicht ganz aufgeben und einen Plan B entwickelt. Sascha und Sophie, zwei Freunde aus Hamburg, tingeln gerade durch Südostasien und wie es der Zufall will, fliegen sie morgen nach Chiang Mai. Die Schule liegt in der Nachbarschaft von Chiang Mai und die beiden werden nun stellvertretend für uns vorbeischauen. So schade wie wir es finden, nicht selbst dort sein zu können, freuen wir uns über diese Lösung und den „persönlichen“ Eindruck, den es nichtsdestotrotz geben wird. Wir halten euch auf dem Laufenden.

Und was machen wir immer noch in Chengdu?

Wie schon vergangenes Jahr im Winter, müssen wir auch dieses Jahr wieder für Helmuts Firma arbeiten. Jedes Jahr im Januar organisiert die Firma einen Kicker Cup bei dem unser Kickertool zum Einsatz kommt. Da dieses Jahr ein Weltrekordversuch zum größten Kickerturnier ansteht, muss Helmut die Software noch etwas für Menge an Teilnehmern anpassen und eine neue App soll es auch geben, die ich konzipiere und gestalte. Da wir unsere letzten Monate nicht an einem Schreibtisch verbringen wollen, haben wir beschlossen uns jetzt schon darum zu kümmern. So kommen wir erneut in den Genuss, nicht nur durch ein Land zu reisen, sondern auch so richtig zu leben. Unser Hostel ist ein großartiger Co-Working-Space in dem viele andere Reisende auch versacken und täglich von ihren Laptops aus arbeiten. Die Leute in unserer Straße kennen uns mittlerweile und wir haben unsere Lieblingsläden, in die wir immer wieder einkehren.

Gleichzeitig ist Chengdu eine Art Knotenpunkt für viele Radreisende und wir treffen alte und neue Freunde. So ziemlich jeder legt hier eine etwas längere Pause ein und so haben wir auf einmal wieder Freunde mit denen wir uns ganz alltäglich Abends zum Essen oder auf ein Bierchen treffen. Es ist immer wieder schön andere Radreisende zu treffen. Durch die vielen Gemeinsamkeiten kann man sich stundenlang über Erfahrungen und Erlebnisse austauschen und wir stellen immer wieder fest, wie klein die Welt unter Radreisenden ist. Man trifft sich im Laufe der Zeit immer wieder und jeder kennt sich, wenn auch nur über Ecken. Da fast jeder einen Blog hat oder auf Facebook und Instagram aktiv ist, sind wir im Austausch mit vielen anderen, bis man sich endlich mal über den Weg läuft. Nebenbei sind wir in einer Chat-Gruppe auf WhatsApp, die eine Radlerin in der Türkei gegründet hat. Im Laufe des Jahres haben weitere Radler, andere Radler hinzugefügt, die sie auf der Straße getroffen haben. In der Gruppe tauschen wir zum Beispiel Informationen über Straßen oder Visa aus und geben uns andere relevante Tipps. Mittlerweile sind wir in der Gruppe über 70 Radreisende, die von Europa nach China gefahren sind und irgendjemand ist immer in der Nähe.

Nun kommen wir mit unserer Arbeit so langsam zum Ende und werden selbst im Laufe dieser Woche weiterreisen. Nach unserer letzten Zugfahrt, werden wir endlich wieder in die Pedalen treten und hoffen, dass wir Weihnachten, spätestens aber Silvester am Meer sein werden und in unseren Hängematten zwischen den Palmen hängen. Wenn alles gut geht, schaffen wir es noch bis Bangkok, wenn nicht dann nicht. Wir sind gespannt und werden sehen wie es weitergeht.

Nachtrag:

Wer Lust hat auch mal andere Berichte zu lesen, kann ja mal bei unseren Reisebekanntschaften, die ebenfalls in ihren Blogs über ihre Erfahrungen berichten, reinschauen.

http://theworldahead.de

Toni und Daniel sind dieses Jahr im Frühjahr in Potsdam gestartet. Die beiden haben damals unseren Blog gelesen und uns vor dem Start ihrer Reise mit ein paar Fragen kontaktiert. Wir waren regelmäßig im Austausch, bis wir uns endlich in Kirgistan am See Issykul entgegen gefahren sind. Nachdem Worldhead direkt nach China gefahren sind und wir noch in Bishkek und Almaty verweilten, haben wir sie mit dem Zug überholt, während sie sich durch die elend lange Wüste Chinas gekämpft haben. In Chengdu haben wir uns dann wieder gesehen und sind unserer gemeinsamen Vorliebe für Bier nachgegangen. Jetzt geht es für die Beiden ebenfalls über Vietnam nach Südostasien und von dort entweder nach Neuseeland oder Nordamerika. Insgesamt wollen sie 2 Jahre reisen.

http://www.ride-worldwide.com

Steffi und Andreas sind gerade im selben Hostel. Wie Worldahead sind sie dieses Jahr im Frühjahr in Deutschland gestartet und hatten uns irgendwann mal mit ein paar Fragen kontaktiert. Wir waren immer mal wieder im Kontakt, bis wir uns hier, nicht ganz zufällig, gefunden haben. Sie wollen insgesamt 3 Jahre reisen. Nach Südostasien soll es nach Alaska gehen und dann geht es von Nordamerika bis runter nach Südamerika. So ist zumindest der wage Plan.

http://www.oufti.nl

Team Oufti kommen aus den Niederlanden und schreiben in ihrem Blog auf Englisch. Die beiden sind ein wunderbares Beispiel für „geht nicht, gibt es nicht.“ Schon etwas Älter als wir und mit einem Haus und Kredit auf dem Konto, haben sie ihren Weg gefunden, um trotzdem 1,5 Jahre durch die Welt zu pedalieren. Über Instagram wussten wir immer was der andere tut, bis wir aufeinmal in der selben Nachbarschaft in Chengdu lebten. Von hier geht es für Team Oufti ebenfalls nach Südostasien und nach dem Winter wieder hoch nach Japan, dem Endpunkt ihrer Reise.

http://worldbiker-manu.com

Manu haben wir mittlerweile etwas länger nicht gesehen. Im Iran sind wir ein paar Tage zusammen gefahren und haben uns bis Tajikistan immer wieder in den Städten getroffen und gemeinsam die Tage verbracht. Manu ist genauso lange unterwegs wie wir und hat letztes Jahr in der Südtürkei überwintert. Jetzt ist er auf der chinesischen Insel Hainan am Surfen und fährt bald nach Vietnam. Seine Reise hat kein festgelegtes Ende oder Ziel, aber am liebsten würde er die ganze Welt sehen. Damit das klappt, ist er der sparsamste Reisende den wir getroffen haben und versucht mit 5 Euro am Tag auszukommen. Um sein Budget aufzustocken, kann es daher schon mal vorkommen, dass man ihn in der Fußgängerzone beim musizieren trifft.

  • Deutschland
    • 7
    • 7
    • 15
    • 2
  • Vietnam
    • 1
    • 2
    • 49
    • 0
  • China
    • 9
    • 4
    • 114
    • 0
  • Kasachstan
    • 0
    • 3
    • 0
    • 0
  • Kirgisistan
    • 3
    • 2
    • 117
    • 0
  • Tadschikistan
    • 3
    • 5
    • 0
    • 0
  • Iran
    • 3
    • 2
    • 73
    • 0
  • Armenien
    • 4
    • 4
    • 67
    • 0
  • Georgien
    • 6
    • 9
    • 106
    • 1
  • Türkei
    • 5
    • 7
    • 93
    • 0
  • Bulgarien
    • 1
    • 2
    • 25
    • 0
  • Rumänien
    • 2
    • 1
    • 60
    • 0
  • Serbien
    • 3
    • 3
    • 52
    • 1
  • Ungarn
    • 2
    • 2
    • 10
    • 0
  • Slowakei
    • 1
    • 1
    • 14
    • 0
  • Österreich
    • 1
    • 1
    • 4
    • 0
  • Tschechien
    • 6
    • 7
    • 19
    • 0

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